Integration statt Ausgrenzung

Pressemitteilung der LSV Rheinland-Pfalz
Mainz | 09.11.2005

Integration statt Ausgrenzung –
Für ein gerechtes Bildungssystem!


Die gewalttätigen Ausschreitungen in Frankreich sind zurzeit das dominierende Thema in den Medien. Im Fernsehen bekommen wir täglich bürgerkriegsähnliche Zustände zu sehen - brennende Autos, zerstörte Häuser, Polizeiaufgebote und Kämpfe zwischen den Randalierern und der Polizei. Auslöser war der Tod zweier Jugendlicher vor einigen Tagen, die sich zum Schutz in einem Trafohäuschen versteckten, da sie sich von der Polizei verfolgt fühlten. Sie starben aufgrund elektrischer Stromschläge. Die daraufhin einsetzenden Gewaltaktionen wurden überwiegend von MigrantInnen ausgeübt, welche in zumeist ghettoähnlichen Zuständen in den Vororten von Paris leben. Mittlerweile haben sich die Gewaltaktionen auf das Zentrum von Paris, aber auch auf andere Städte wie Lyon ausgeweitet, und die Diskussion um das Thema Migration wurde in Frankreich - wie auch in Deutschland - wieder aufgenommen.

Laut Experten ist der Grund für die Gewalt die fehlgeschlagene Integration von ausländischen Jugendlichen in die Gesellschaft, die daraufhin besonders unter mangelnder Bildung und Arbeitslosigkeit leiden. Politiker von SPD wie CDU warnen davor, dass ähnliche Gewaltausbrüche auch in Deutschland nicht auszuschließen seien, denn auch bei uns leben viele AusländerInnen in Armut und Perspektivlosigkeit.

Die LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz sieht den Grundstein für Integration in der Bildung, denn Bildung schafft Zugang zu gesellschaftlicher und demokratischer Partizipation. „Leider scheint die Integration von ausländischen Kindern und Jugendlichen auch hierzulande gescheitert, was die in der letzten Woche veröffentlichte PISA-Studie beweist“, so Maximilian Pichl, Pressesprecher der LSV Rheinland-Pfalz.

Denn immer noch sind die Chancen von AusländerInnen und Deutschen unterschiedlich. So verlässt jeder fünfte ausländische Jugendliche die Schule ohne Abschluss, hingegen nur jeder zwölfte Deutsche. Auch besucht jedes zweite ausländische Kind die Hauptschule, gegenüber jedem fünften deutschen Kind. Aufgrund dieser massiven Selektion haben es viele ausländische Jugendliche schwer einen Arbeitsplatz zu bekommen.

„Die LSV fordert ein integratives Schulsystem, dass eine Chancengleichheit für alle, auch für ausländische Jugendliche garantiert“, sagt Lisa Deipenbrock, integrationspolitische Sprecherin der LandesschülerInnenvertretung.

Daher unterstützt die LSV den rheinland-pfälzischen Vormarsch beim Ausbau von Ganztagsschulen, die in einem besonderen Maß Raum für eine individuelle Förderung und Betreuung von MigrantInnenkindern gewährleisten. Zudem muss auch die Debatte um die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems weiter aufrechterhalten werden, da das deutsche Schulsystem die Selektion in der Gesellschaft fördert anstatt sie zu beheben.

„Den Wunsch vieler Politiker, Kindern, die des Deutschen nicht mächtig sind, den Schulbesuch zu verweigern, lehnen wir grundsätzlich ab“, so Maximilian Pichl. Vielmehr muss die Schule dafür sorgen, dass Mehrsprachigkeit gefördert wird und spezielle Förderkurse eingerichtet werden, die Kindern ohne deutsche Sprachkenntnis helfen diese zu erwerben. Zudem müssen Kindertagesstättenplätze in den Augen der LSV kostenlos sein, da die Sprachkompetenz bereits in der frühkindlichen Bildung erworben wird. Eine grundlegend neue Lehreraus- und -fortbildung, welche Lehrerinnen und Lehrern die Kompetenzen zukommen lässt mit verschiedenen Kulturen zurechtzukommen, ist Bestandteil dieser bildungspolitischen Reform.

„Die Schule muss in Zukunft ein Ort werden, in welchem Kinder integriert statt ausgesondert werden, wo Multikulturalität als eine Bereicherung verstanden wird und Mehrsprachigkeit zum Bestandteil der Schulkultur wird“, so Marie Preis abschließend.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an

Maximilian Pichl
(Pressereferent der LandesschülerInnenvertretung RLP)

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