Schüler wollen ihre Schulleiter festlegen
Rhein-Zeitung: LSV-Landeskonferenz fordert radikale Reformen
RHEINLAND-PFALZ. Freier Hochschulzugang ohne Abitur, Wahl der Schulleiter durch die Schüler: Die Landesschülerkonferenz will die rheinland-pfälzische Bildungslandschaft umkrempeln. Ihre Forderungen zur Landtagswahl hatten 130 Jugendliche der Landesschülervertretung (LSV), bestehend aus Gymnasien und Gesamtschulen, im Oktober in sechs Wahlprüfsteinen zu Papier gebracht. Die Parteien indes antworteten lediglich mit Parteiprogrammen, ohne die Vorschläge zu diskutieren.
"Wir wollen ein völlig alternatives Modell vorstellen", erklärte Maximilian Pichl (18), Pressesprecher der LSV. Grundstein ist die Mitsprache am schulischen Leben: eine Konferenz, in der Schüler und Lehrer gleichberechtigt votieren, soll alle Kompetenzen tragen und den Schulleiter wählen. Die nötige Reife dafür komme durch "Demokratieerziehung" im Sozialkundeunterricht.
Mitbestimmung verlangen die Wahlprüfsteine auch an den Hochschulen, zu denen alle, mit oder ohne Abitur, Zugang erhalten sollen. Auch die Numerusclausus-Regelung erhält eine klare Absage. "Wir wollen ein Studium, das kostenfrei und zeitlich unbegrenzt ist", betonte Erik von Domming (18), Außenreferent der LSV: "Die Ressource Bildung darf nicht als Ware deklariert werden. Studiengebühren sind nicht gerecht."
Diese Ansprüche sollen durch einen Umbau der Bildungsstruktur untermauert werden. Das dreigliedrige Schulsystem soll Gesamtschulen weichen. An die Stelle des 45-Minuten-Unterrichts wünscht die LSV freie Unterrichtsgestaltung, gegenseitige Hilfe und selbstständiges Lernen.
"Das fördert auch die Integration von Ausländern" - Erik von Domming wies auf den vierten Baustein hin, der Multikulturalität, aber auch die Förderung behinderter Schüler anstrebt. Entscheidend sei die Vermittlung demokratischer Werte, ergänzte Maximilian Pichl: Neutraler Ethik-Unterricht solle wie in Berlin das Fach Religion ablösen. Außerdem müsse der Kampf gegen Rassismus verstärkt im Geschichtsunterricht thematisiert werden.
Nun hoffen die Jugendlichen, dass ihr Konzept auch zur Basis dringt: Immerhin mehr als 500 weiterführende Schulen gilt es, über die Prüfsteine und die "leider nur genormten" Antworten der Parteien zu informieren.
Ob die "Bildungsalternative" der LSV in der Landespolitik Niederschlag findet, bleibt abzuwarten. Maximilian Pichl zumindest ist begeistert: "Dieses Konzept zeigt, wie wir uns unsere Traumschule vorstellen." (saw)