LSV lehnt Schuluniformen ab
P R E S S E M I T T E I L U N G
Mainz | 08.05.2006
LandesschülerInnenvertretung lehnt Schuluniformen ab
Den Vorschlag von Bundesjustizministerin Zypries zur Einführung von Schuluniformen an deutschen Schulen lehnt die LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz klar ab. Wir halten dies für keine adäquate Lösung für irgendwelche Probleme.
An dieser Stelle sei mit einer gebräuchlichen Mär aufgeräumt: Eine Schuluniform macht soziale Unterschiede keineswegs unsichtbar, sie werden nur dezenter. Dies lässt sich anhand der Erfahrungen in anderen Ländern mit Schuluniformen gut erkennen. Hier sind es zwar nicht mehr die Polohemden mit oder ohne Pferdchen auf der Brust, dafür aber die Uhren, Schuhe, Brillen oder Schultaschen, die soziale Hintergründe der Schülerinnen und Schüler markieren.
Dass die Burkas (gemeint sind alle Ganzkörperbekleidungen, die auch das Gesicht verschleiern) damit verschwinden, ist richtig. Dennoch tun sich hier mehrere Fragen auf: Darf man solche Kleidungsstücke überhaupt verbieten? Wir meinen nein, denn es muss jedem freigestellt sein, welche Kleidungsstücke er oder sie tragen oder nicht tragen möchte, warum sollte man dies auch einschränken. Um die Verfremdung der deutschen Kultur aufzuhalten? Solcherart Argumentationen geraten schnell ins Fahrwasser brauner Parolen. Weiterhin wäre es interessant zu wissen, wieso eine Ministerin, die so wenig über eine andere Kultur weiß, dass sie nicht einmal den Unterschied zwischen Burkas und Niqabs kennt (zwei verschiedene muslimische Gewänder), sich anmaßt über diese Kultur zu richten.
Auch der Schaffung eines schulinternen Wir-Gefühls stehen wir kritisch gegenüber. Ähnliche Versuche hat es in der Geschichte schon oft gegeben, selten mit guten Resultaten. Nicht umsonst hatten sowohl die DDR, die Sowjetunion als auch das Dritte Reich die Schuluniform eingeführt. Zur Schaffung des jeweiligen Einheitsgedanken, sei es nun die Volksgemeinschaft, sei es das Arbeiterbewusstsein, war dies ein wirksames Mittel.
Durch eine Einheitskleidung wird die Individualität des Kindes stark unterdrückt. Die Selbstentfaltung und Entwicklung eines individuellen Charakters, die sich auch in der Kleidung ausdrücken, werden gehemmt. Diese Individualisierung wird durch eine von außen vorgegebene Entwicklung ersetzt. Dies ist nicht nur eine Unterdrückung der Persönlichkeit; auch Geschlechterrollen werden so schon im Kindesalter gefestigt, da es in der Regel für Jungen und Mädchen unterschiedliche, auf die Geschlechter bezogene Kleidung gibt. Der Gleichstellung von Mann und Frau wird so erneut ein Stein in den Weg gelegt.
Mit freundlichen Grüßen
Eric v. Dömming
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte unter 06131 / 238621 (Büro) oder
0174 / 8190315 (mobil) an Eric v. Dömming, Pressesprecher der LSV RLP.