Aktion "Wie weit kommst du mit deinem Zeugnis?" am 14.07.06
Zeugnisse in die Luft!
Aktion zu Noten- und Zeugniskritik der LSV
am Freitag, 14.7. (letzter Schultag),
direkt nach Schulschluss (11.30 Uhr),
auf dem "Zentralplatz" in Koblenz
Macht eurem Ärger über die Notengebung in der Schule Luft -
und entsorgt euer Zeugnis in selbige!
Bei der Aktion der LandesschülerInnenvertretung am Freitag, 14.7. ab 11.30 Uhr in Koblenz könnt ihr Kopie oder Original eures Jahreszeugnisses an einem Ballon auf die Reise schicken - und dabei an einem Wettbewerb teinehmen, bei dem es auch ein schlechtes Zeugnis - günstige Winde vorausgesetzt - weit bringen kann.
Hier der Aufruf zur Aktion:
Wie weit kommst du mit deinem Zeugnis...?
Die LSV Rheinland-Pfalz lehnt Noten grundsätzlich ab.
(Auszug aus dem Grundsatzprogramm)
Wer kennt das nicht: In der 3. Klasse wollten alle noch gerne benotet werden. Im Laufe der Zeit werden Noten für viele jedoch nicht gerade zum positiven Ansporn zum weiteren Schulbesuch, sondern eher zum negativen Zwang. Und dass mit diesen Noten die Chance - nicht die Gewissheit - steht und fällt, später mal ein halbwegs angenehmes Erwerbs- und Sozialleben zu führen, macht es auch nicht besser:
Noten sind ungerecht
Noten sind untrennbar mit unserem Bildungssystem verbunden. Sie gelten als objektives Mittel zur Messung von Leistung; mit ihnen soll es möglich sein, Individuelles vergleichbar zu machen. Alle Untersuchungen über die Objektivität von Noten sprechen jedoch eine deutlich andere Sprache. Noten, das ist offensichtlich, sind vor allem willkürlich und sagen nur vordergründig etwas über die tatsächlich erbrachte Leistung aus. Die Trennlinie zwischen objektiver Bewertung und persönlicher Meinung ist sehr schwer zu ziehen, daher fließen oft Sympathien und Antipathien mit in die Bewertung ein.
Noten sichern Autorität
Noten sind ein Mittel, um Druck auf die Schülerinnen und Schüler auszuüben, da Noten über die soziale Stellung entscheiden, über gesellschaftlichen Auf- oder Abstieg. Ohne diese Macht, die Noten und damit der Schule innewohnt, würde auch niemand zur Schule gehen bzw. sich dort anstrengen. So wird erreicht, dass sich die Mehrheit der hiesigen SchulbesucherInnen auch ohne Polizeigewalt früh morgens aus dem Bett quält. Außerdem ist so für Unterrichtsdisziplin gesorgt - wer nicht spurt, darf im schwersten Fall auf die Förderschule und zukünftig am unteren Rand der Gesellschaft rumkratzen. Dieses Prinzip gilt auch im Gruppenunterricht, auch wenn dieser auf den ersten Blick netter daher kommt.
Noten selektieren
Noten werden im Vergleich gegeben, nur so machen sie Sinn, erst wenn Schülerinnen und Schüler durch sie in einem Verhältnis zu anderen einzuordnen sind, erlangen Noten Aussagekraft. Wenn alle eine 1 haben, ist sie für den Einzelnen wertlos. Ziel ist also nicht, dass eine Lerngruppe den Idealzustand erreicht, dass alle den Stoff verstanden haben und in der Lage sind ihn anzuwenden. Wenn das doch mal passiert, freuen sich nicht alle; vielmehr wird dafür gesorgt, dass der nächste Test eben schwieriger ist. Ziel ist es vielmehr, Leute mit unterschiedlichem Wissensstand herzustellen; irgendwie muss schließlich bestimmt werden, wer den Müll zusammenkehrt und wer im Aufsichtsrat sitzt. Trotzdem suchen viele die Verantwortung für ihre schlechten Noten ausschließlich bei sich selbst: sie seien zu dumm, zu faul oder zu unbegabt; dass man vielleicht schlicht keine Lust hat (bewusst oder unbewusst), sich jeden Tag selbst Gewalt anzutun, zählt nicht.
Noten machen sinnvolles Lernen unmöglich
Da nicht der Inhalt des geprüften Wissens von Bedeutung ist, sondern nur die Note, die am Ende einer Überprüfung steht, bestimmt das auch die Art und Weise des Lernens. Es wird vor allem für das Kurzzeitgedächtnis gelernt. Sinnvolles Lernen, dass ein Problem in seiner Gesamtheit erfasst und Lösungsansätze erkennbar macht, wird nicht gefördert.
Es werden weder die individuelle Lernleistung, also der Fortschritt, den ein Schüler / eine Schülerin innerhalb eines Schuljahres macht, noch die ungleichen Voraussetzungen, denen Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind, berücksichtigt.
Noten sind Ausdruck der Leistungsgesellschaft
Durch Noten werden Tugenden vermittelt, die mensch heute auf dem Arbeitsmarkt braucht. Gelernt und abgeprüft wird, was auf dem Lehrplan steht, unabhängig von Interesse oder Sinnzusammenhang. So gewöhnt mensch sich schon mal an den späteren Arbeitsalltag: Was mensch produziert und per Dienstleistung vermittelt, ist egal: Hauptsache Arbeit, Hauptsache es bringt Geld. Ebenso das schon erwähnte frühe Aufstehen, das Sich-Zwingen, unabhängig vom eigenen Interesse strammzustehen: erst mal für die Noten, später für das Wirtschaftswachstum des Standorts Deutschland.
Deswegen:
Noten abschaffen!