LSV zur neuen Schulstruktur für RLP: Schritt in Ameisendimension

MAINZ. 31.10.2007

Schritt in Ameisendimension – wenngleich in die richtige Richtung

LandesschülerInnenvertretung übt Kritik am Konzept
zur neuen Schulstruktur für Rheinland-Pfalz


Skeptisch äußerte sich die LandesschülerInnenvertretung RLP (LSV) heute in Mainz zur geplanten Bildungsreform in Rheinland-Pfalz. „Die Pläne zur Reformierung der Real- und Hauptschulen sind nichts Halbes und nichts Ganzes. Sie zeugen vom Unwillen des Ministeriums endlich grundsätzlich umzudenken und wissenschaftliche Erkenntnisse vollständig umzusetzen“, so Florian Müllerheim, Innenreferent und Landesvorstandsmitglied der LSV.

Grundsätzlich wird von der LSV begrüßt, dass das Relikt Hauptschule endlich beseitigt werden soll. Die neue - vordergründige - Zweizügigkeit stellt allerdings keinesfalls eine Lösung aus Sicht der LSV dar, fordert diese doch in ihrem Grundsatzprogramm das eingliedrige Schulsystem. „Daher kann das jetzt von Ministerin Ahnen vorgestellte Konzept zur Zweigliedrigkeit höchstens als ein minimaler Schritt in die richtige Richtung bezeichnet werden“, so Florian Müllerheim.

Vordergründige Veränderungen – Verkrustete Strukturen bleiben

„Denn“ - so Felix Martens, Mitglied des Landesvorstands und Pressereferent – „es muss beachtet werden, dass die Hauptschule lediglich neu verpackt wird, und immer noch eine Dreigliedrigkeit innerhalb der Zweigliedrigkeit herrscht.“ Bei der geplanten Kooperativen Realschule geschieht die Weiterführung der beiden Schularten Haupt- und Realschule unter einem Dach, aber dennoch in getrennten Klassen. „Dies ist sehr bedauerlich und wird nicht die gewünschten Effekte erzielen“, so Felix Martens.

Am ehesten zu favorisieren sei innerhalb der Pläne des MBWJK das Modell der integrativen Regionalen Schule, da diese dem Aspekt des längeren gemeinsamen Lernens noch am nächsten komme. Auch die Idee, Fachoberschulen an den Realschulen anzusiedeln, hält die LSV grundsätzlich für begrüßenswert. Hier jedoch fällt auf, dass diese nur bei „entsprechenden Vorraussetzungen“ angeboten werden – eine weitere Differenzierung der Schulen ist damit vorprogrammiert. Außerdem ist die Frage der aufstiegsorientierten Durchlässigkeit damit nicht gelöst.

Chancengleichheit? Pustekuchen!

Tatsächliche Aufstiegschancen scheinen nach wie vor nur an bestimmten Knotenpunkten möglich: Nach dem „Hauptschulbildungsgang“ bzw. dem entsprechenden Abschluss und nach dem Fachhochschulabschluss. Weder nach der Fachhochschulreife noch während der Klassenstufen 8 – 10 wird der Übergang zum gymnasialen Zweig signifikant erleichtert. Anstatt die Übergänge zwischen den beiden Haupt-Bildungszweigen in den Blick zu nehmen, wird auf die Übergänge zwischen Hauptschulbildungsgang und Realschulbildungsgang fokussiert. Dadurch wird das zweigliedrige System, das eine Zweiklassengesellschaft maßgeblich miterzeugt, zementiert anstatt beseitigt.

Nach Ansicht der LSV RLP ist das Projekt „KeineR ohne Abschluss“ ein grundsätzlich zu begrüßendes Element der neuen Schulstruktur. Zu bemängeln bleibt jedoch auch hier, dass auch dieses nur „an ausgewählten Standorten“ durchgeführt werden soll. Mit Chancengleichheit hat das nichts zu tun! Darauf weisen die LSV RLP und verschiedene namhafte Wissenschaftler schon seit Jahren hin.

Die einzige Lösung: Eine Schule für alle!

Die einzige zukunftssichere und chancengerechte Lösung für unser kränkelndes Bildungssystem ist ein eingliedriger Bildungsweg, so die Ansicht der LSV. „So lange der entscheidende Schritt in diese Richtung nicht getan wird, bleibt unser Bildungssystem defizitär und ungerecht“, kommentiert Alisa Siegrist, Landesvorstandsmitglied der LSV.

Die Entscheidung, welchen Schultyp eine Schülerin oder ein Schüler besuchen darf, wird zwar um zwei Jahre nach hinten verschoben. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die immer noch frühzeitige Selektion in verschiedene Systeme einschränkend wirkt und Wege verbaut. „Empfehlungsschreiben orientieren sich hauptsächlich an Deutsch- und Mathenoten und lassen dabei völlig außer Acht, dass die intellektuelle Entwicklung des Kindes zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist“, so Alisa Siegrist. „Eine solche einschneidende Entscheidung darf sich kein System, kein Lehrer und keine Lehrerin anmaßen“, kommentiert Florian Müllerheim dazu.

„Die Lösung ist also kein dreigliedriges Schulsystem, kein zweigliedriges Schulsystem, sondern eine Schule für alle!“, resümiert Felix Martens. Das Konzept der Integrierten Gesamtschule als Regelschule müsse sich in Rheinland-Pfalz endgültig als einzige Alternative durchsetzen.

Bei Rückfragen und für weitere Informationen steht Ihnen unser Pressereferent Felix Martens gerne zur Verfügung. E-Mail: presse[at]lsvrlp.de