44. LSK: Demokratie in die Schulen!

P R E S S E M I T T E I L U N G
der LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz
Mainz - 22.04.2008

An die Vertreterinnen und Vertreter der Medien

44. LandesschülerInnenkonferenz: Demokratie in die Schulen!
SchülervertreterInnen fordern mehr Demokratie und Selbstbestimmung


Die Delegierten der 44. LandesschülerInnenkonferenz sprachen sich am vergangenen Wochenende in Kaiserslautern mit einer großen Mehrheit für mehr Demokratie in der Schule aus.
Die Institution Schule ist noch immer geprägt von hierarchischen und zutiefst undemokratischen Strukturen. In einem solchen Umfeld ist es unmöglich, Demokratie als Wert anstatt nur als theoretisch wahrgenommene Staatsform zu vermitteln. Die Befassung mit dem Thema bleibt auf die Theorie beschränkt und wird in ohnehin zu knapp bemessenen Sozialkundestunden durchgepaukt. „Tatsächliche Demokratieerziehung bleibt dabei vollkommen außen vor, Demokratie wird nicht erlebt, nicht gelebt, nicht als real vermittelt“, erklärte Florian Müllerheim, Landesvorstandsmitglied der LSV, am Rande der Konferenz. „Politikverdrossenheit, wie sie auch der Bericht der Enquete-Kommission „Jugend und Politik“ des rheinland-pfälzischen Landtags beschreibt, und eine Wahlbeteiligung von unter 60% bei den Landtagswahlen sind die Folgen“, so Müllerheim weiter.

Bestätigung durch die Wissenschaft

Mit der Ansicht, dass Schule undemokratisch ist, stehen die Schülerinnen und Schüler nicht allein, sie wird auch von der Wissenschaft geteilt. So kommt etwa Prof. Dr. Dr. h.c. Edelstein, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und einer der angesehensten Bildungsforscher Deutschlands zu dem Schluss: „Das Schulsystem ist in seinen Strukturen, Funktionen und Prozessen undemokratisch und sogar demokratiewidrig.“

Klare Forderungen an die Politik

Die 44. LandesschülerInnenkonferenz fordert in Anbetracht der Situation eine umfassende Änderung der innerschulischen Strukturen. Demokratische Elemente müssen an allen Schulen etabliert werden, das Verhältnis zwischen SchülerInnen und LehrerInnen muss sich ändern, Entscheidungen grundsätzlich gemeinsam getroffen werden, um demokratische Handlungskompetenzen zu vermitteln.

Konkrete Forderungen der SchülervertreterInnen sind:

• Schülerinnen und Schüler müssen innerhalb der Schule nicht nur mehr Mitsprache- sondern v. a. mehr Mitbestimmungsrechte erhalten. Schule ist für Schülerinnen und Schüler da, nicht umgekehrt. Deswegen sind die Wünsche und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler stärker zu beachten.

• Klassenräte, Stufen- und Schulparlamente müssen an allen rheinland-pfälzischen Schulen etabliert werden. In diesen schulinternen Gremien entscheiden Schülerinnen und Schüler eigenständig und nach demokratischen Prinzipien über ihre Belange.

• Das Relikt „Gesamtkonferenz“ muss mittelfristig aus der Schule verschwinden. Hier entscheiden die Lehrerinnen und Lehrer über die Köpfe der Betroffenen hinweg über Angelegenheiten der Schule. SchülervertreterInnen haben ein Rede- aber kein Stimmrecht.

• Eine aus SchülerInnen, LehrerInnen und ggf. Eltern zusammengesetzte Schulkonferenz muss die Gesamtkonferenz ersetzen. Wesentliche Entscheidungen werden von allen Beteiligten gemeinsam getroffen.

• Die informelle Anrede, das „Du“ muss auch an den weiterführenden Schulen, sowohl für LehrerInnen als auch für SchülerInnen Standard sein. Es gilt eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen LehrerInnen und SchülerInnen aufzubauen und die durch das „Sie“ künstlich geschaffene Distanz abzubauen. Gegenseitige Anerkennung und Respekt lassen sich nicht durch Autorität schaffen.

• Seminare und andere Veranstaltungen zu Demokratiepädagogik müssen zu festen Bestandteilen der LehrerInnenausbildung und der Fortbildungen werden.

Dass demokratische Schulen nach diesen Grundsätzen funktionieren, belegen zahlreiche Beispiele rund um den Globus, auch in Deutschland. Auch das Projekt „Demokratie lernen und leben“ der Bund-Länder-Kommission (BLK) zeigt, dass sich Demokratie und Schule nicht ausschließen müssen. Die Ergebnisse des 2007 ausgelaufenen Projekts werden in Rheinland-Pfalz aufgegriffen und sollen weiter umgesetzt werden. Dies geschieht jedoch nicht flächendeckend und aus Sicht der LandesschülerInnenvertretung zu langsam und zögerlich.

Bei Rückfragen und für weitere Informationen steht Ihnen unser Pressereferent Felix Martens gerne zur Verfügung. E-Mail: felix.martens[at]lsvrlp.de