KeineR (außer 3600 SchülerInnen) ohne Abschluss

LandesschülerInnenvertretung kritisiert neues Projekt als unzureichend

P R E S S E M I T T E I L U N G
der LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz Mainz - 25.08.2008

KeineR (außer 3600 SchülerInnen) ohne Abschluss – Herzlichen Glückwunsch!
LandesschülerInnenvertretung kritisiert neues Projekt als unzureichend

"Das heute von der Bildungsministerin vorgestellte Projekt 'KeinerR ohne
Abschluss' mag gut gemeint sein, ist allerdings höchstenfalls als Flickschusterei zu bezeichnen", äußerte heute Felix Martens, Pressereferent der LSV, nach Teilnahme an der gleichnamigen Fachtagung in Mainz.

Landesweit verlassen aktuell rund 3600 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss – hinter jeder einzelnen dieser 3600 Nummern steht ein Schicksal, ein Weg in die Arbeitslosigkeit, auf den sozialen Weg nach unten. "Wenn die Ministerin vor diesem Hintergrund äußert, dass sie sich noch nicht einmal die Hoffnung mache, dass kurz- oder mittelfristig keine Schülerin, kein Schüler mehr die Schule ohne Abschluss verlasse, dreht sich mir dabei der Magen herum", so Martens. "In meinem Umfeld habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun, die von unserem Bildungssystem als VerliererInnen zurückgelassen werden. Wie es jedem einzelnen dieser Menschen geht, darüber scheinen sich die Verantwortlichen in der Bildungspolitik nicht im Klaren zu sein."

Der Umfang des heute vorgestellten Projektes ist lächerlich: Der riesigen Zahl von 3600 Schülerinnen und Schüler pro Jahr ohne Abschluss wird ein Programm entgegengesetzt, das zu Beginn 160 Schülerinnen und Schülern eine zweite Chance geben kann. Dass dieses Projekt auch noch den Namen "KeineR ohne Abschluss" trägt, ist polemisch.

Auf Bundesebene wird seit Mai darüber diskutiert, ein Recht auf einen Hauptschulabschluss zu schaffen. Parallel erklärt die rheinland-pfälzische Landesregierung, dass ein möglicher Besuch in der Projektklasse "KeineR ohne Abschluss" die letzte Chance sei, den Hauptschulabschluss zu erwerben. Danach folgt das Abdriften in die Arbeitslosigkeit, und der Staat schaut zu. – Herzlichen Glückwunsch!

Auch in der Vergangenheit gab es bereits mehrere Projekte, um die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger zu verringern – mit mäßigem Erfolg. "Anstatt einen tatsächlichen Paradigmenwechsel vorzunehmen, wird weiterhin mit dem Schicksal von uns Schülerinnen und Schülern gespielt", so der Schülersprecher weiter.

"Wäre der politische Wille vorhanden, ließe sich durchaus mehr erreichen, als durch die heute präsentierten Vorhaben. Wir fordern die Landesregierung im Sinne aller Schülerinnen und Schüler dazu auf, das Projekt 'KeineR ohne Abschluss' konzeptionell zu überdenken und vor allem für flächendeckende Maßnahmen zu sorgen – und dies nicht erst nach erfolglosem Beenden einer neunten Klasse", so Martens abschließend.

Bei Rückfragen und für weitere Informationen steht Ihnen unser Pressereferent Felix Martens gerne zur Verfügung.

E-Mail: felix.martens[at]lsvrlp.de
E-Mail: presse[at]lsvrlp.de