Volksfreund-Artikel zum Einheits-Abitur

mit Statement der LSV

04. November 2012
Autor: Bernd Wientjes

Lehrer, Schüler, Landesregierung: Keiner will das Einheits-Abitur

Wird das Abitur in Rheinland-Pfalz bald schwerer oder droht ein Niveau-Verlust? Die Bildungsminister der Länder haben kürzlich einheitliche Standards für die Abi-Prüfungen beschlossen. Lehrer und Schüler zeigen sich allerdings eher skeptisch.

Ginge es nach den Schülern, bliebe beim Abitur alles so, wie es ist. „Statt Gleichmacherei wünschen wir uns individuelle Förderung und selbstbestimmtes Lernen", lautet die Antwort von Julio Pires, Sprecher der Landeschülervertretung auf die Frage, was er sich von den kürzlich beschlossenen bundesweit einheitlichen Abiturstandards erhofft. Jedes Mal, wenn versucht worden sei, einheitliche Standards durchzusetzen, seien die Probleme danach größer gewesen als der vermeintliche Gewinn, sagt Pires.

Nach jahrelanger Debatte hatten die Bildungsminister der Länder kürzlich den Weg für bundesweit einheitliche Abiturstandards frei gemacht. Demnach müssen Abiturienten in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch spätestens ab 2017 gleiche Leistungsanforderungen erfüllen. Ein bundesweit einheitliches Zentralabitur wie etwa in Frankreich wird es aber nicht geben. Derzeit gibt es bereits in 14 von 16 Bundesländern jeweils zentrale Abiprüfungen. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen lehnt diese ab. Es gebe keinen Beleg dafür, „dass sie wirklich zu besserer Qualität in der schulischen Bildung führen", sagt Ahnen im Interview mit dem Volksfreund.

An den Gymnasien reagiert man zurückhaltend auf die Pläne. Michael Forster, Leiter des Wittlicher Peter-Wust-Gymnasiums, erwartet, „eine nicht unerhebliche Arbeit", um die Standards den „schulischen Realitäten" anzupassen. Einheitliche Abiturstandards machten Sinn, ein Zentral-Abi nicht, sagt Artur Kolling, Oberstufenleiter am Dauner Thomas-Morus-Gymnasium. Allerdings müsse die Flexibilität und der Ermessensspielraum der Lehrer erhalten bleiben. Auch der Philologenverband, der die Interessen der Gymnasiallehrer vertritt, ist gegen ein Zentral-Abitur. Es sei richtig und wichtig, einheitliche Bildungsstandards zu verankern, sagt Malte Blümke, Landesvorsitzender des Verbandes. Allerdings dürfe Rheinland-Pfalz das „hohe Niveau seines Abiturs" nicht aufgeben.

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