Schülerdelegierte diskutieren in Speyer
Artikel in der Rheinpfalz vom 04.05.2018
Freitag, 04. Mai 2018
Schülerdelegierte diskutieren in Speyer
Mehr Beteiligung und eine Abkehr vom Frontalunterricht sind Forderungen auf der Landeskonferenz der Schülerinnen und Schüler (LSK) in Speyer: Bis Sonntag diskutieren die mehr als 60 Delegierten über das Leitthema „Kein Bock auf Schule, Du? – Bildung ist keine Selbstverständlichkeit!“
„Bildung ein Privileg“
Der Blick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen in anderen Teilen der Welt zeige, dass Bildung ein Privileg sei, erklärt Tobias Zorn vom Vorstand der Landesvertretung für Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz (LSV). Gleichzeitig mache die verbreitete Unlust am Schulunterricht in Rheinland-Pfalz deutlich, dass sich etwas ändern müsse: „Unsere Zielvorstellung von Schule sieht ganz anders aus, als es jetzt ist.“In der Einladung zur LSK heißt es: „Schule — das bedeutet für viele besonders eins: Stress & Druck. Hunderttausende Schüler*innen wachen jeden Morgen auf und müssen erneut ihre Motivation zusammenkratzen.“
Hubig: Gesundes Umfeld wichtig
„Für unsere Schülerinnen und Schüler und unsere Lehrkräfte ist es enorm wichtig, in einem gesunden Umfeld lernen und lehren zu können“, sagt dazu Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). „Nur wer sich wohlfühlt, geht gerne zur Schule und kann sich motivieren.“ Deshalb unternehme die Landesregierung viel für die Gesundheitsförderung. Die Ministerin verweist auf das Institut für Lehrergesundheit, das Netzwerk Schulen für Gesundheit und das Projekt „MindMatters“, das die seelische und körperliche Gesundheit von Schülern in den Blick nimmt. Auch habe die Landesregierung die Mittel für Schulsozialarbeit deutlich erhöht und mehr Stellen für die schulpsychologische Arbeit geschaffen.
Die Schülervertreter wenden sich gegen den herkömmlichen Frontalunterricht mit einem vor der Klasse stehenden Lehrer und sprechen sich für ein „modulares System des Schulunterrichts“ aus. „Wir sehnen uns nach anderen Unterrichtsformen“, sagt Zorn, der in Trier gerade mitten in der Abiturprüfung ist. „Alle Schülerinnen und Schüler sollen miteinander und füreinander lernen.“ Damit einher geht auch die Absage an ein dreigliedriges oder zweigliedriges Schulsystem - in Rheinland-Pfalz mit Gymnasium und der Realschule plus.
Veralterte Methoden
Das seien langfristige Forderungen, sagt Zorn. „Aber auf Dauer muss sich etwas ändern. Dabei versuchen wir, unsere Wege und Erfahrungen mit einzubringen. Akuten Nachholbedarf sieht die LSV bei der Digitalisierung. „Es wird immer noch viel mit Overhead-Projektoren und anderen veralteten Methoden gearbeitet“, kritisiert Zorn.Die Hauptforderung im Grundsatzprogramm der LSV ist aber die Demokratisierung der Schule. „Schüler bilden den größten Teil von Schule, haben aber das kleinste Mitspracherecht“, kritisiert Zorn mit Blick auf die beiden anderen Gruppen von Lehrern und Eltern. „Meist gibt die Schulleitung etwas vor, und dann wird es so gemacht.“
Ministerin Hubig kündigt an, dass in einem neuen Schulgesetz, das noch in diesem Jahr dem Ministerrat vorgelegt werden soll, die Schülerrechte deutlich gestärkt werden sollen - entsprechend der Vereinbarung im Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen. „Wir wollen, dass Schülerinnen und Schüler ihr Schulleben noch stärker mitgestalten können.“
| dpa
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