Hat die Bundesschülerkonferenz noch eine Existenzberechtigung?

Pressemitteilung der LSV Rheinland-Pfalz zu ihrem Austritt aus der BSK

Der 26. Juni 2018 ist von großer Tragweite für die Schüler*innen aus Rheinland-Pfalz und ihre Vertretungen. Denn heute wird der Austritt der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) aus der Bundesschülerkonferenz (BSK) gültig.

Die Bundesschülerkonferenz ist eine inoffizielle Vereinigung, in welcher sich nahezu alle Landesschüler*innenvertretungen der verschiedenen Bundesländer zusammensetzen, um - so in der Theorie - die Meinungen aller Schüler*innen der BRD zu vertreten.

Trotz der vielen Möglichkeiten, die sich innerhalb dieses Bündnisses für Diskurs und Vernetzung bieten, haben wir uns für einen Austritt aus der BSK entschlossen.

Dies ist ein schwieriger Schritt für uns, weil wir Grundkonzept und -idee hinter ihr durchaus unterstützen können. Auch wir empfinden den Bildungsföderalismus als Schwäche im Bildungssystem Deutschlands und sehen so jegliche Art der Arbeit auf Bundesebene als wichtig an. Jedoch zeigen die momentanen Entwicklungen innerhalb der Bundesschülerkonferenz, dass es eben nicht förderlich ist, daran teilzuhaben.

Beispielhaft dafür war die letzte Sitzung, welche zur Umstrukturierung der BSK dienen sollte. Die Reformierung des Systems wird den demokratischen Grundsätzen der Landesschüler*innen-vertretung Rheinland-Pfalz nicht gerecht. Durch nicht geschlechterquotierte Wahlen werden Fachkoordinator*innen gewählt, die als Bundessekretariat die Leitung der BSK übernehmen. Dies führte zu einer Besetzung des Gremiums mit Menschen, die nur einem Geschlecht angehören. So etwas sollte in einer Konferenz, die es zum Ziel hat, alle Schüler*innen der BRD - egal welchen Geschlechtes - zu vertreten, nicht möglich sein!

Dass diese Fachkoordinator*innen beliebige Menschen als Unterstützung willkürlich nominieren dürfen, die die weiteren Delegierten nur bestätigen oder ablehnen können, entspricht erst recht nicht unserem demokratischen Werteverständnis!

Eine Konferenz, die nicht mit Feedback umgehen kann und es sogar als Anstoß für Diskriminierung und Ausgrenzung einzelner Landesschüler*innenvertretungen, zum Beispiel durch die Gründung geheimer Whatsapp-Gruppen, versteht, entspricht nicht unseren Vorstellungen einer ernstzunehmenden Interessensgemeinschaft aller Schüler*innen auf Bundesebene. Wie soll fehlende Kommunikation bei der Umsetzung von demokratischen Prinzipien in Schulen helfen können?

Wir glauben jedenfalls nicht daran, dass mit einer Kultur des Leugnens und der Uneinsichtigkeit reale Probleme und Sorgen von Schüler*innen, wie zum Beispiel Mobbing, aus der Welt geschafft werden können.

Ein Gremium wie die Bundesschülerkonferenz sollte vielmehr versuchen, alle Prozesse transparent zu gestalten und auf die Bedürfnisse aller Schüler*innen der BRD einzugehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss die BSK anfangen interne Probleme zu reflektieren und neue Lösungsansätze schaffen. Das wäre ein Gremium, mit dem sich die Schüler*innen RLPs tatsächlich identifizieren könnten.

Solange dieser Schritt nicht getan ist, ist die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz, wie durch die 72. Landesschüler*innenkonferenz beschlossen, nicht länger bereit Mitglied der Bundesschülerkonferenz zu sein!

Dieser Austritt hat weitreichende Folgen, denn nun fehlen in der Bundesschülerkonferenz die Landesschüler*innenvertretungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Zusammen vertreten wir mehr als ein Viertel der Schüler*innen Deutschlands.

Natürlich erkennen wir, wie kontrovers dieser Schritt ist: Um alle Schüler*innen der BRD zu vertreten, wäre es sinnvoll, wenn tatsächlich alle Bundesländer in der Bundesschülerkonferenz vertreten wären, doch Vernetzung ist auch außerhalb der BSK möglich.

„Solange in der Bundesschülerkonferenz nicht die Belange der Schüler*innen im Vordergrund stehen, sondern persönliche Interessen einzelner Mitglieder, die nach Posten und Ansehen streben, ist es ganz klar weder ein Anliegen der Schüler*innen noch der LSV Rheinland-Pfalz weiterhin in diesem Gremium vertreten zu sein“, so Jean Matthias Dilg, Bundesdelegierter der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz.

 

Bei Rückfragen und für weitere Informationen stehe ich, Luisa Mix, Pressereferentin der LSV RLP, Ihnen gerne zur Verfügung.

E-Mail: luisa.mix[at]lsvrlp.de