„Digitale Medien in Unterricht einbinden“
Interview zu Handys an Schulen am 12.10.2018 in der Allgemeinen Zeitung
Von Bastian Hauck
Jens Maurer, Vorstand der rheinland-pfälzischen Landesschülervertretung, spricht sich im Interview gegen Handyverbote an Schulen aus.
MAINZ - Französische Schüler müssen nach der Einführung eines Handyverbots ihre Mobiltelefone zu Hause lassen. Sollte Rheinland-Pfalz diesem Beispiel folgen? Darüber hat diese Zeitung mit Jens Maurer, Vorstandsmitglied und Pressereferent der Landesschülervertretung sowie Schüler des Paul-von-Denis-Gymnasiums in Schifferstadt, gesprochen.
Herr Maurer, wie oft schauen Sie am Tag auf Ihr Smartphone?
Ich gucke ziemlich häufig darauf. Es ist einfach ein Bestandteil des Alltags. In der Schule nutzen es viele Mitschüler etwa, um zu schauen, ob spontan Unterricht ausfällt. Es ist ein Medium, mit dem man schnell Sachen nachschauen, recherchieren kann.
Die Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz ist gegen ein Handyverbot. Warum?
Wir sind im Zeitalter der Digitalisierung. Digitale Medien sind extrem wichtig geworden. Ohne sie kommt man nicht aus, übrigens auch im späteren Berufsleben nicht. Natürlich ist Vieles neu. Aber warum können wir das Neue nicht an der Schule zusammen erforschen? Ein Verbot ist jedenfalls undenkbar.
Wofür setzt sich die Landesschülervertretung ein?
Wir möchten, dass digitale Medien konsequent im Unterricht eingebunden werden. So lernt man den richtigen Umgang. Dafür wäre es wichtig, dass jeder Schüler ein Endgerät zur Verfügung gestellt bekommt. Das wäre übrigens mit dem im Digitalpakt Schule in Aussicht gestellten fünf Milliarden möglich.
Den richtigen Umgang lernen. Braucht es dafür ein eigenes Unterrichtsfach?
Das glauben wir nicht. Die digitalen Geräte wie zum Beispiel Smartboards oder Tablets können und sollen da eingesetzt werden, wo es Sinn macht. Wenn digitale Medien im Unterricht genutzt würden, würde man sogar Cybermobbing verhindern.
Befürworter eines Handyverbots nennen Cybermobbing und andere Gefahren gerade als Argument für ein Handyverbot an Schulen.
Natürlich ist Cybermobbing ein großes Problem. Es wird immer jemanden geben, der jemand Anderes runtermacht. Aber wir können etwas tun, indem wir nämlich digitale Medien im Schulalltag einbauen und aufklären, über Risiken und Gefahren im Netz. Dafür gibt’s übrigens auch die Medienscouts. Sie vermitteln einem etwa, wie man jemanden mit nur einer kleinen Bemerkung im Netz verletzen und wie man als Betroffener reagieren kann. Das Problem ist, dass es derzeit nur 150 Medienscouts an rheinland-pfälzischen Schulen gibt.
Was sind die Gründe dafür?
Ich glaube, dass sich viele Schulen noch nicht so offen zeigen. Und es liegt sicher daran, dass einige Schulen das Konzept der Medienscouts noch nicht kennen. Da sind wir als Landesschülervertretung auch in der Pflicht, die Möglichkeiten, die es gibt, stärker vorzustellen.
Dennoch: Kinder und Jugendliche nutzen Smartphones und Tablets in ihrer Freizeit relativ oft. Glauben Sie nicht, dass sich das negativ auf die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit auswirkt?
Nein. Wenn man in der Schule den richtigen Umgang lernt, glaube ich sogar, dass die Nutzung in der Freizeit abnimmt. Denn dann sage ich nicht: Hey, ich habe ein Handy, was ich in der Schule nicht nutzen darf, also mache ich es jetzt in meiner Freizeit.
Was erwarten Sie von den Schülern, die Sie vertreten?
Wir erwarten, dass sie mit in die digitale Welt starten. Es ist für uns alle wichtig, mit der Zeit mitzugehen und sich nicht, wie das Bildungsministerium, zu verstecken, indem man die Verantwortung an die Schulen weitergibt. Man versteckt sich doch nicht vor etwas, was jeder sehen kann.
REGELUNG IN RLP
- Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium stellt es jeder Schule frei, ob Handys in der Schule genutzt oder verboten werden dürfen. Die Nutzung liegt im Ermessen der Schulen. - Allerdings hat das Ministerium für Bildung eine Handyordnung erstellt, die die Schulen nutzen können.