Rot-Grüne Landesregierung will das Sitzenbleiben abschaffen

Bericht im Trierischen Volksfreund mit Statement der LSV

volksfreund.de, 19.02.2013

Rot-Grüne Landesregierung will das Sitzenbleiben abschaffen
Schüler, Eltern und fast alle Lehrer sind sich einig: Das Sitzenbleiben soll abgeschafft werden. Rheinland-Pfalz will in einem Modellversuch testen, ob das Wiederholen einer Klasse überflüssig wird. Die CDU im Land ist skeptisch.

7000 Schüler in Rheinland-Pfalz haben es 2011 nicht geschafft, in die nächsthöhere Klasse zu wechseln. Sie sind sitzengeblieben, weil sie in einem oder zwei Hauptfächern mindestens eine Fünf auf dem Zeugnis hatten. Die rot-grüne Landesregierung will das Sitzenbleiben überflüssig machen

In einem Modellprojekt soll getestet werden, wie mit einer „gezielten und differenzierten individuellen Förderung", wie es ein Sprecher des Bildungsministeriums formuliert, die Zahl der Klassenwiederholer gesenkt werden kann. Derzeit liege der Anteil der Sitzenbleiber bei 1,7 Prozent von insgesamt 432.000 Schülern im Land. Wann das über zwei bis drei Jahre laufende Projekt startet, ist noch nicht klar: „Ob kommendes Schuljahr oder das Schuljahr darauf – das ist noch in der Schwebe", sagt der Ministeriumssprecher.

Lehrerverbände wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßen den Vorstoß. „Sitzenbleiben macht keinen Sinn", sagte GEW-Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer unserer Zeitung. In den seltensten Fällen würden sich die Leistungen der Klassenwiederholer steigern. „Das Sitzenbleiben ist ein alter Zopf aus dem traditionellen, gegliederten Schulwesen, das nicht auf individuelle Förderung gesetzt hat, sondern auf soziale Selektion", sagt VBE-Landeschef Gerhard Bold. Der Deutsche Lehrerverband ist gegen das Abschaffen des Sitzenbleibens.

Eltern und Schüler sind einhellig dafür. Statt Schüler durch Nichtversetzung zu bestrafen, bräuchten sie bessere individuelle Förderung, sagt Landeselternsprecher Rudolf Merod aus Trier. Sitzenbleiben fördere nicht die Motivation der Schüler, sagt auch Sofia Gall, Sprecherin der Landesschülervertretung.

CDU-Landeschefin Julia Klöckner lehnt das Vorhaben ab: „Niemand käme auf den Gedanken, in der Bundesliga den Abstieg eines Vereins in die zweite Liga zu verbieten", sagt sie.