SV-Tipp 3

C wie "Clinch - Konflikte in der Schule"

Konflikte gibt es überall

Freunde streiten sich, Eltern streiten sich, Politiker und Politikerinnen streiten sich. Meist liegt es daran, dass Menschen unterschiedliche Meinungen zu einer Sache haben oder unterschiedliche Vorstellungen davon, wie etwas ablaufen sollte. Genau so passiert es auch jeden Tag an der Schule: Eine Klasse streitet sich mit einem Lehrer, weil er ständig unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen schreibt, die viel zu schwer sind. Eine Lehrerin streitet sich mit einem Schüler, weil sie ihm für eine Verspätung einen Klassenbucheintrag gegeben hat oder die Schulleitung streitet sich mit der SV, weil sie die Party in der Turnhalle nicht genehmigen will. Und nicht immer ist es leicht, die Konflikte zu lösen. Wer Recht behält und wer nicht, entscheidet sich dabei oft nicht nach den besseren Argumenten – sondern danach, wer am längeren Hebel sitzt und letztlich die Entscheidung einfach alleine treffen kann. Demokratisch ist das nicht, und deswegen sollte es so auch nicht ablaufen. Hier kommt die SV ins Spiel.


Konflikte lassen sich lösen!

Wenn es an eurer Schule einen solchen Streit gibt, betrifft er vielleicht euch selbst. Vielleicht werdet ihr aber auch von SchülerInnen oder LehrerInnen angesprochen, die euch um Hilfe bitten, weil sie nicht mehr weiterkommen. Am besten ist es dann, nicht den Kopf zu verlieren und etwa emotional zu werden oder zu heftig zu reagieren. Es ist aber auch nicht gut, immer klein bei zu geben und nichts zu sagen. Für Konflikte lassen sich Lösungen finden! Sucht danach, oder helft dabei, sie zu suchen.


Die SV als Vermittlerin

In dem Fall, dass jemand zu euch kommt, könnt ihr als VermittlerInnen wirken. Ihr seid erst einmal in einer objektiven Rolle, auch wenn ihr als Vertretung der SchülerInnen natürlich auch zu euren MitschülerInnen halten solltet. In dieser Rolle fällt es euch vielleicht leichter, eine Lösung zu finden. Hört euch zuerst in einem Gespräch die Meinung beider Seiten an und schaut, ob es sich nicht vielleicht um ein Missverständnis handelt, dass sich schnell aufklären lässt.
Vielleicht findet sich ja auch bereits in einem gemeinsamen klärenden Gespräch ein Kompromiss, mit dem beide einverstanden sind. In den oben genannten Fällen könnte sich zum Beispiel der Lehrer bereit erklären, in Zukunft die Hausaufgabenüberprüfungen jedes zweite Mal anzukündigen und nur Fragen zu stellen, die im Unterricht auch behandelt wurden. Die Lehrerin könnte dem Schüler, der zu spät kam, vielleicht noch eine Chance geben, wenn er sich vornimmt, in Zukunft nicht mehr zu spät zu kommen und den Unterricht nicht mehr zu stören.


Konflikte verhärten sich

Wenn ein Konflikt allerdings euch als SV selbst betrifft, wenn ein Konflikt immer wieder auftritt oder wenn eine der beiden Seiten nicht bereit ist, sich zu bewegen, dann verhärtet sich oft der Konflikt. Die Streitenden können keine Lösung und keinen Kompromiss mehr finden, und der Streit belastet das Schulklima für alle Beteiligten. Damit auch nun nicht der oder die „Stärkere“ (in dem Fall oft die LehrerInnen oder die Schulleitung) Recht behält, gibt es verschiedene Instanzen, die sich mit einem solchen Fall beschäftigen können:


• Das SchülerInnen-Eltern-LehrerInnen-Gespräch

Viele LehrerInnen sind der Meinung, dass es etwas bringt, mit den Eltern der betroffenen SchülerInnen zu sprechen. Das muss aber nicht gut sein. Denn wenn nicht alle Betroffenen vertreten sind, werden vielleicht auch nicht alle Wahrheiten ausgesprochen und es entstehen neue Missverständnisse. Damit die Konflikte wirklich besprochen werden, eignet sich ein SchülerInnen-Eltern-LehrerInnen-Gespräch. Dabei setzen sich die betroffene Lehrkraft, der/die betroffene SchülerIn sowie dessen/deren Eltern zusammen und reden gemeinsam über das Problem. Wenn die Eltern dabei sind, werden SchülerInnen in der Regel ernster genommen und so lässt sich die Lehrkraft vielleicht auf einen Kompromiss ein.


• Die Klassenkonferenz

Wenn ein Problem die ganze Klasse betrifft, ist es sinnvoll, eine Klassenkonferenz einzuberufen. Dabei setzt sich die Klasse zusammen und bespricht alle Details des Problems ohne Anwesenheit einer Lehrkraft. Vielleicht könnt ihr als SV ja auch mithelfen, die Klassenkonferenz zu moderieren. Ohne LehrerIn wird meist offener gesprochen und so vielleicht eine Lösung gefunden.


• Die StreitschlichterInnen

An einigen Schulen in Rheinland-Pfalz gibt es SchülerInnen, die sich zu Streitschlichtenden haben ausbilden lassen. Streitschlichtende können professionell mit Konflikten umgehen und bei Streit weiterhelfen. Vielleicht habt ja ihr, oder andere Schülerinnen und Schüler von eurer Schule, Interesse an einer solchen Ausbildung? Informiert euch bei eurer Schulleitung oder bei euren VerbindungslehrerInnen, ob so etwas nicht auch bei euch angeboten werden kann.

• VerbindungslehrerInnen

Auch die Verbindungs- (oder auch Vertrauens-)lehrerInnen können euch sicher weiterhelfen. Sie stellen eine Verbindung zwischen SchülerInnen und LehrerInnen her und können zur Vermittlung, auch mit der Schulleitung, beitragen. Oft haben VerbindungslehrerInnen eine Sprechstunde, aber ihr könnt sie sicher auch einfach so ansprechen.


• Die Schulleitung

Sollte die Schulleitung gerade nicht in den Streit involviert sein, kann auch sie bei Konflikten eingreifen. Schulleitungen kennen die unterrichtenden LehrerInnen oft relativ gut und haben vielleicht Verständnis für eure Probleme. Die LehrerInnen werden euch auf jeden Fall ernst nehmen, wenn ihr mit der Schulleitung gemeinsam das Gespräch mit ihnen sucht. Hier ist aber Vorsicht geboten: Auch ihr wollt bestimmt nicht, dass eure Lehrerin oder euer Lehrer gleich zur Schulleitung geht, wenn ihr mal eine Kleinigkeit nicht so gemacht habt, wie sie wollte. Sagt also vorher den entsprechenden LehrerInnen Bescheid und erklärt ihnen sachlich, dass ihr nicht mehr weiter wisst.


• Als letzte Instanz

Die ADD: Die „Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz“, kurz ADD, ist die höchste Aufsichtsbehörde. Viele LehrerInnen und Schulleitungen empfinden sie ein wenig wie eine „Schulpolizei“. Sie ist dafür zuständig, in Fällen von Verstößen gegen die Ordnung oder unlösbaren Konflikten an den Schulen nach dem Rechten zu sehen. Gerade wenn zum Beispiel ihr als SV in euren Rechten beschnitten werdet, könnt ihr die ADD kontaktieren. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Für viele Beamte ist die ADD ein rotes Tuch. Das könnt ihr vielleicht besser nachvollziehen, wenn ihr euch vor Augen führt, in welcher Situation sich die LehrerInnen befinden: Sie sind verbeamtet und somit auf Dauer fest eingestellt. Die ADD ist die einzige Instanz, die zum Beispiel dafür sorgen könnte, dass sie an einen anderen Ort versetzt werden – und somit Druck auf sie ausüben kann.

Bevor ihr also die ADD kontaktiert, solltet ihr sachlich über die Konflikte geredet haben und klar zeigen können, dass ein Regelverstoß vorliegt. Ihr solltet außerdem bereits möglichst viele andere Optionen versucht und eingeschaltet haben (VerbindungslehrerInnen, Schulleitung, Eltern, etc.) und versucht haben, den Konflikt zu lösen. Bevor ihr die ADD kontaktiert, solltet ihr auch möglichst alle darüber in Kenntnis setzen. Sicher ist es auch genau so möglich, einfach die ADD zu kontaktieren, ohne vorher mehr versucht zu haben und ohne jemanden zu informieren. Rechnet dennoch damit, dass dies nicht gut aufgenommen wird und vielleicht noch mehr Streit schafft.


Wenn ihr Fragen zu Konflikten, euren Rechten oder weiteren Möglichkeiten habt, helfen wir euch gerne weiter. Wendet euch an info[aedt]lsvrlp.de.


Wir wünschen euch viel Erfolg bei der SV-Arbeit – und dabei natürlich möglichst wenig Ärger und Streit